Von Warschau nach Tallinn mit dem Zug? Die Europäische Union plant eine Reiserevolution

Europa plant eine Revolution im Schienenverkehr. Die Europäische Kommission hat Pläne für ein neues, integriertes Hochgeschwindigkeitsnetz angekündigt, das die wichtigsten Städte des Kontinents verbinden und die Reisezeiten bis 2030 verkürzen soll.
Die Europäische Union hat offiziell eingestanden, dass die Zukunft des Kontinents von der Schiene abhängt. Die Europäische Kommission hat Pläne für ein integriertes Hochgeschwindigkeitsnetz vorgestellt, das die Reisezeiten zwischen den wichtigsten Städten bis 2030 drastisch verkürzen soll. Berlin – Kopenhagen in vier statt sieben Stunden, Sofia – Athen in sechs statt fast vierzehn, und neue Strecken von Paris nach Lissabon über Madrid und von Warschau nach Tallinn über Riga klingen nach einem vielversprechenden Plan.
Lizenz für die Zugreise: Christian Harb / UnsplashDie Eisenbahn in Europa entstand als Produkt der Industriellen Revolution. Im 19. Jahrhundert verband sie Häfen, Bergwerke und Fabriken und in kürzester Zeit auch Hauptstädte und Großstädte. Die Bahn wurde zum wichtigsten Verkehrsmittel: Sie schuf Arbeitsplätze, verkürzte Entfernungen und ermöglichte die ersten Städtereisen, lange bevor der Begriff geprägt wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg investierten die Länder in den Wiederaufbau von Gleisen und Bahnhöfen, doch die Konkurrenz wuchs: Autos und Autobahnen, später auch Billigfluggesellschaften. In den 1970er- und 1980er-Jahren verlor der Fernverkehr auf der Schiene in vielen Ländern an Bedeutung – Ausnahmen bildeten wegweisende Hochgeschwindigkeitsprojekte wie der französische TGV und der deutsche ICE.
Seit den 1980er Jahren hat Europa ein Flickwerk nationaler Hochgeschwindigkeitsbahnnetze aufgebaut. Dies hat jedoch zu einem Problem geführt: Das Netz hat sich ungleichmäßig entwickelt, vor allem in wohlhabenderen Ländern, und grenzüberschreitende Verbindungen enden oft direkt an der Grenze. Die Europäische Union bemüht sich seit Längerem um eine Änderung dieser Situation.
Die EU möchte die Art und Weise verändern, wie Menschen auf dem Kontinent reisen.Das neue Netz entsteht im Rahmen des ambitionierten TEN-T -Konzepts (Transeuropäisches Verkehrsnetz), das die Schaffung einer dichten, zusammenhängenden Infrastruktur vorsieht, die europäische Metropolen nicht nur über Straßen und Häfen, sondern auch über Hochgeschwindigkeitszüge verbindet. Die Züge werden Geschwindigkeiten von rund 250 km/h erreichen, und dank eines besser synchronisierten Netzes werden sich die Reisezeiten auf vielen Strecken um bis zu die Hälfte verkürzen.
Statt billigem und zunehmend unbequemen Flugreisen werden wir künftig Hochgeschwindigkeitszüge, weniger Umstiege, weniger Stress und … eine geringere CO₂-Bilanz haben. Europa, das jahrelang von Billigfluggesellschaften besessen war , entdeckt nun den Komfort des Bahnreisens wieder.
Rail 2.0: ein neues europäisches SchienennetzDie ersten Strecken sollen 2030 eröffnet werden, die gesamte Strecke voraussichtlich 2040. Hier die wichtigsten geplanten Verbindungen:
- Berlin – Kopenhagen – die Reisezeit verkürzt sich von etwa 7 auf 4 Stunden.
- Sofia – Athen – von fast 14 Stunden auf 6 Stunden
- Paris - Lissabon (über Madrid)
- Warschau – Tallinn (über Riga)
- Prag – Rom – etwa 10 Stunden, das ist heute die Hälfte der Zeit.
- Stockholm – Kopenhagen – 4 Stunden Fahrt
Das neue Netzwerk soll 424 Großstädte in den 27 EU-Ländern umfassen und urbane Zentren zu einem zusammenhängenden, vorhersehbaren Verbindungsnetz verknüpfen.
Wenn die Pläne planmäßig umgesetzt werden, werden wir in etwa einem Dutzend Jahren keine Probleme mehr mit Messständern für Handgepäck, Flüssigkeitsbeschränkungen, dem Stress des Fliegens und Sicherheitskontrollen haben.
well.pl



