Junge Menschen sind der Schlüssel zur Zukunft der globalen Landwirtschaft und Ernährung, heißt es in einem FAO-Bericht

Ein neuer Bericht der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) beleuchtet einen bisher wenig erforschten Sektor: die Jugend in der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Das Dokument mit dem Titel „Der Status der Jugend in der Agrar- und Ernährungswirtschaft“ bietet eine beispiellose Momentaufnahme der Rolle, der Herausforderungen und des Potenzials junger Menschen in diesem Sektor, der die Welt ernährt.

Laut einem Bericht der FAO leidet weltweit jeder vierte junge Mensch unter Ernährungsunsicherheit. Foto: Bereitgestellt von EL TIEMPO
Diese Studie ergänzt den 2023 veröffentlichten Bericht zur Situation von Frauen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Sie nutzt Daten, die nach Regionen, Einkommensniveau und Stadt-Land-Gebieten geordnet sind, um eine umfassende Analyse zu ermöglichen. Eine der wichtigsten Schlussfolgerungen des Berichts ist klar: „Junge Menschen brauchen Agrar- und Ernährungssysteme, und Agrar- und Ernährungssysteme brauchen junge Menschen.“
Weltweit sind 1,3 Milliarden Menschen zwischen 15 und 24 Jahren alt, und 85 % von ihnen leben in Ländern mit niedrigem oder unterem mittlerem Einkommen. In Regionen wie Subsahara-Afrika und Südasien, wo die Jugendbevölkerung weiter wächst, ist der Agrar- und Lebensmittelsektor ein wichtiger Weg für die Beschäftigung junger Menschen. Im Gegensatz dazu stehen diese Systeme in Ländern mit hohem Einkommen – wo es weniger junge Menschen auf dem Land gibt – vor der Herausforderung, neue Generationen anzuziehen.

44 % der jungen Arbeitnehmer sind in der Agrar- und Lebensmittelindustrie beschäftigt. Foto: Getty Images
Der Bericht betont, dass die Agrar- und Ernährungssysteme eine grundlegende Lebensgrundlage für junge Menschen darstellen, insbesondere in Ländern mit anhaltenden Krisen, wo 82 % der jungen Erwerbstätigen in diesem Sektor arbeiten. Er zeigt jedoch auch eine hohe Anfälligkeit: Die Ernährungsunsicherheit unter jungen Menschen stieg zwischen 2014 und 2023 von 16,7 % auf 24,4 %, wobei Afrika mit 42,7 % die am stärksten betroffene Region war.
Anhaltende Lücken Der Bericht hebt erhebliche Ungleichheiten aufgrund von Geschlecht, geografischer Lage und sozioökonomischem Status hervor. So schließen beispielsweise in Ländern mit einer anhaltenden Krise im Agrar- und Ernährungssystem nur 20,5 % der Mädchen auf dem Land die Sekundarstufe I ab, verglichen mit 98 % in Ländern mit industrialisierten Agrar- und Ernährungssystemen. Darüber hinaus waren bis 2023 weltweit mehr als 20 % der jungen Menschen weder erwerbstätig noch in schulischer oder beruflicher Ausbildung (NEETs), zwei Drittel davon Frauen.
Beim Zugang zu Ressourcen stehen Jugendliche im ländlichen Raum vor strukturellen Hindernissen, von Landmangel bis hin zu eingeschränktem Zugang zu Finanzierungen. „Der Zugang zu Land bestimmt die Beteiligung junger Menschen an der Landwirtschaft“, betont der Bericht. Späte Erbschaften, fragmentierte Grundstücke und patriarchalische Normen schränken insbesondere junge Frauen ein.

In Krisenländern arbeiten bis zu 82 % der jungen Menschen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Foto: Privatarchiv
Angesichts dieser Situation schlägt der Bericht einen notwendigen Wandel vor: „Die Einbeziehung junger Menschen in die Agrar- und Lebensmittelsysteme ist ein grundlegender Aspekt des Grundsatzes ‚Niemanden zurücklassen‘ und von entscheidender Bedeutung, um jungen Menschen dabei zu helfen, ihre Hoffnungen und Ziele zu erreichen.“
Das Dokument betont auch die Rolle der Technologie als Verbündeter. 81 Prozent der jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren nutzen das Internet, verglichen mit 68 Prozent der Erwachsenen. Digitale Technologien bieten eine wichtige Chance, Lücken zu schließen, Märkte zu erschließen und die Produktivität zu steigern.
Darüber hinaus mahnt die FAO zu einer Politik, die sich auf die Jugend im ländlichen Raum, sichere Migration, technische Ausbildung, Kreditzugang und die Formalisierung von Arbeitsplätzen konzentriert. „Produktivitätswachstum auf und außerhalb der Landwirtschaft ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass die Agrar- und Ernährungssysteme der Jugend zugutekommen“, heißt es in dem Bericht.

Die Einbeziehung junger Menschen in den Arbeitsmarkt könnte das globale BIP laut FAO um 1,4 Prozent steigern. Foto: Johan Remolina
Wirtschaftlich gesehen könnte die Beschäftigung junger NEETs das globale BIP um 1,4 Prozent oder 1,5 Billionen US-Dollar steigern. Davon würden rund 45 Prozent auf Arbeitsplätze in der Agrar- und Ernährungswirtschaft entfallen, was einem Wert von rund 680 Milliarden US-Dollar entspricht.
Kurz gesagt kommt der Bericht zu dem Schluss, dass die Gewährleistung inklusiver, nachhaltiger und widerstandsfähiger Agrar- und Lebensmittelsysteme nicht nur möglich, sondern für die Zukunft unseres Planeten unerlässlich ist: „Inklusive Agrar- und Lebensmittelsysteme für junge Menschen sind für die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung unerlässlich.“ Um dies zu erreichen, sind jedoch starkes politisches Engagement, nachhaltige Investitionen und ein umfassender Ansatz erforderlich, der Strukturwandel mit der Stärkung der Jugend verbindet.
Umwelt- und Gesundheitsjournalist
eltiempo