Meruert Tolegen verlässt sich auf ihren Instinkt
Im Jahr 2019 arbeitete Meruert Tolegen als wissenschaftliche Forscherin und plante, Medizin zu studieren, als ihre Karriere eine entscheidende Wende nahm. Ohne formale Ausbildung im Modedesign wandte sich die in Kasachstan geborene und in der San Francisco Bay Area aufgewachsene Tolegen von ihrem eingeschlagenen Weg ab und schlug eine völlig andere Richtung ein. Dies gipfelte in der Nominierung als Halbfinalistin für den LVMH-Preis 2025.
Der Berufswechsel war „völlig zufällig“, sagt Tolegen, die heute in New York City lebt. Nach der Geburt ihrer Tochter im Jahr 2017 eröffnete sie einen kuratierten Online-Kindershop, um sich neben ihrer Forschungspause die Zeit zu vertreiben. „Es war einfach ein kreatives Ventil für mich“, sagte sie. Sie begann, ihre eigenen Designs einzubringen, darunter ballonartige Kleider mit Peter-Pan-Kragen, Pumphosen mit Rüschen und mehr, und es dauerte nicht lange, bis sie in den sozialen Medien Kultstatus erlangten. Schließlich fragten viele Mütter, die für ihre Kinder einkauften, nach Designs, die sie selbst tragen konnten. Nachdem sie Damenstücke entworfen hatte, die aufwendiger wirkten als die Entwürfe ihrer Kinder, beschloss Tolegen, ihre Damenmode als eigene Marke zu verkaufen und dabei ihren Vornamen und den Nachnamen ihres Großvaters mütterlicherseits zu verwenden.
„Ich hatte überhaupt keine Erfahrung“, sagt sie. „Also habe ich online das CFDA-Buch aufgeschlagen, in dem alle Näherinnen aufgelistet sind. Ich habe einen Namen aus der Strickwarenbranche ausgewählt, der mir bekannt vorkam, weil ich Russisch spreche.“ Wie sich herausstellte, hatte der Mann, den sie kontaktierte, mit Oscar de la Renta zusammengearbeitet und verwies sie auf weitere Kooperationspartner. Sie postete auch auf Instagram, woraufhin eine Cousine sie an einen anderen Branchenexperten verwies, und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. „Ich wollte schon immer etwas mit Mode machen“, sagt sie. „Ich hatte nur nie den Mut, es wirklich zu versuchen … und nun bin ich hier.“
Mit jeder Saison möchte sich Tolegen in ihrem neuen Beruf verbessern. „Es ist immer noch ein Lernprozess für mich, und ich denke, das wird auch immer so bleiben“, sagt sie. „Ich versuche immer zu verstehen, wie ich etwas besser machen kann, was ich tun kann, um etwas sehr Solides zu schaffen.“ Mit ihrer Herbstkollektion 2025 präsentierte die Designerin skulpturale, grobe Strickmode, voluminöse Kleider mit Panierröcken und auffälliges Lammfell. Ziel war es, ihre künstlerische Seite zu entfalten. „Ich lasse [das] einfach übernehmen“, sagt sie. „Ich möchte mir keine Gedanken um die anderen Teile machen.“
Eine Version dieser Geschichte erscheint in der Sommerausgabe 2025 von ELLE.
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