27 Studierende verändern die Geschichte des Klimarechts vor dem Internationalen Gerichtshof

Längere Dürren, steigende globale Temperaturen, Bodenerosion und extreme Wetterereignisse sind nur einige der Szenarien, mit denen zukünftige Fachkräfte unabhängig von ihrer Ausbildung konfrontiert sein werden. Ingenieure, Ärzte, Architekten und Wirtschaftswissenschaftler können ihren Beruf nicht mehr ausüben, ohne zu berücksichtigen, wie sich ihre Entscheidungen auf die Umweltkrise auswirken oder von ihr beeinflusst werden. Angesichts dieser Dringlichkeit stellt sich die entscheidende Frage: Bereiten Universitäten ihre Studierenden darauf vor, diese Herausforderungen zu meistern und zu bewältigen?
Paradigmenwechsel Die Hochschulbildung trägt eine unausweichliche Verantwortung für den Übergang zu nachhaltigeren Gesellschaften. Nachhaltigkeit sollte kein optionaler Zusatz zu den Lehrplänen sein, sondern ein Leitprinzip, das alle Disziplinen durchdringt.
Die Integration dieses Ansatzes ist jedoch keine einfache Aufgabe. Sie erfordert eine tiefgreifende Umgestaltung der Lehrpläne, die Ausbildung der Lehrkräfte und vor allem einen Paradigmenwechsel in unserem Verständnis der Berufsausbildung. Einige Institutionen haben diesen Weg bereits eingeschlagen.
Die Universität Guadalajara beispielsweise hat seit 2019 fächerübergreifende Themen in alle ihre Studiengänge integriert. Zwei Beispiele sind die Kurse „Kultur des Friedens“ und „Nachhaltiges Leben und Umwelt“, die in allen Bachelorstudiengängen des Centro Universitario de los Altos angeboten werden und mit den 17 UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) verknüpft sind. Diese Kurse sollen Studierenden, egal ob Jura oder Agrarwirtschaft, helfen, die Wechselwirkungen zwischen ihren Fachgebieten und Problemen wie sozialer Ungleichheit und der Erschöpfung natürlicher Ressourcen zu verstehen.
Doch Transversalität ist nur der Anfang. Andere Universitäten, wie die Autonome Universität Barcelona, sind schon weiter gegangen und haben spezialisierte Graduiertenprogramme im Bereich Nachhaltigkeit geschaffen und die angewandte Forschung in Zusammenarbeit mit dem öffentlichen und privaten Sektor gefördert.
In Lateinamerika fördert das Sustainable Campus Network, das Institutionen wie die Nationale Autonome Universität von Mexiko und die Universität von São Paulo vereint, seit 2015 Initiativen zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks auf dem Campus und zur Förderung der Beteiligung von Studierenden an Umweltprojekten. Diese Bemühungen spiegeln die wachsende Erkenntnis wider, dass Nachhaltigkeit nicht auf einen isolierten Kurs beschränkt werden kann, sondern eine tragende Säule der Bildung sein muss.
Wir müssen uns jedoch fragen, ob diese Maßnahmen ausreichen. Die Geschwindigkeit der Umweltzerstörung lässt vermuten, dass schrittweise Maßnahmen möglicherweise nicht ausreichen. Wie der Weltklimarat warnt, sind die nächsten zehn Jahre entscheidend, um die schlimmsten Szenarien der globalen Erwärmung zu verhindern.
In diesem Zusammenhang können fächerübergreifende Fächer zwar wertvoll sein, aber ohne innovative Lehrmethoden nicht ausreichen. Projektbasierter Unterricht, Service-Learning, Community-Interventionsprojekte und Simulationen realer Szenarien sind Instrumente, die es den Studierenden ermöglichen, theoretisches Wissen auf konkrete Probleme anzuwenden.
An der Universität von Chile beispielsweise arbeiten Studierende der Ingenieurwissenschaften und der Sozialwissenschaften gemeinsam an der Entwicklung von Lösungen für von Wasserknappheit betroffene Gemeinden und integrieren dabei technisches und gesellschaftliches Wissen.
Darüber hinaus erfordert Nachhaltigkeitstraining ein Umdenken bei den zu prüfenden Kompetenzen. Es reicht nicht aus, dass die Studierenden Konzepte auswendig lernen; sie müssen kritisches Denken, Resilienz und die Fähigkeit zum interdisziplinären Arbeiten entwickeln. Nachhaltigkeitsbildung muss „transformativ“ sein, das heißt, sie muss traditionelle Logiken hinterfragen und eine systemische Vision fördern.
Dies bedeutet, dass auch die Lehrer ständig weitergebildet werden müssen. Als Beispiel sei das Programm der Universität von Costa Rica genannt, das Lehrer für Umweltpädagogik zertifiziert.
Eine tägliche Übung Die Analyse lässt eine unangenehme Erkenntnis nicht aus: Zwar machen die Universitäten Fortschritte, doch das Tempo ist ungleichmäßig und oft unzureichend. Während einige Institutionen strukturelle Veränderungen vorantreiben, betrachten andere Nachhaltigkeit noch immer als Randthema. Ist noch Zeit für eine Kurskorrektur?
Die Antwort lautet ja, allerdings unter einer Bedingung: Nachhaltigkeit darf nicht länger nur gut gemeinte Rhetorik sein, sondern muss im Unterricht zur täglichen Praxis werden. Dies erfordert nicht nur mehr „grüne“ Inhalte, sondern auch eine Pädagogik, die zum Handeln und zur Ethik anregt.
(Außerdem: Der Amazon Guardian setzt auf die Natur )
Universitäten haben die Möglichkeit – und die Pflicht –, Fachkräfte auszubilden, die sich nicht nur an die Welt anpassen, sondern sie auch verändern. Unser Planet braucht nicht noch mehr Absolventen, die Modelle replizieren; er braucht Akteure des Wandels, die in der Lage sind, sich eine tragfähige Zukunft vorzustellen und zu gestalten.
Wie der Philosoph Edgar Morin schrieb, muss Bildung die menschliche Existenz in ihrer untrennbaren Beziehung zur Natur lehren. Jetzt ist es an der Zeit zu handeln: Jede Unterrichtsstunde, jeder überarbeitete Lehrplan, jedes interdisziplinäre Projekt ist ein Schritt in Richtung dieses Wandels.
(*) Außerordentlicher Professor, Universität Guadalajara (**) The Conversation: Eine gemeinnützige Organisation, die akademische Ideen und Wissen mit der Öffentlichkeit teilt. Dieser Artikel wird hier unter einer Creative Commons-Lizenz wiedergegeben. Der Text wurde aus Platzgründen bearbeitet.
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