Ein katalanisches Videospiel sorgt auf der Gamescom in Köln für Aufsehen.

Die Idee kam dem Videospieldesigner David Jaumandreu, als er mit seinen beiden kleinen Töchtern mit einer Spielzeugeisenbahn spielte. Was wäre, wenn die Eisenbahn, anstatt auf den Schienen zu kleben, springen und Saltos schlagen könnte? Da ging ihm ein Licht auf. Zwei Jahre später entstand aus dieser Idee „Denshattack!“ , ein Videospiel, das zwei völlig unterschiedliche Konzepte vereint: die Welt der Eisenbahn ( densha bedeutet auf Japanisch „Zug“) und Extremsport. Seine Originalität machte es zu einem Riesenerfolg auf der Gamescom, der größten Messe für elektronische Unterhaltung, die diese Woche in Köln stattfindet.
„Wir sind sehr aufgeregt“, sagt Jaumandreu inmitten des ohrenbetäubenden Lärms in einem der Pavillons des Messegeländes in der deutschen Stadt. „Wenn man einen so ungewöhnlichen Vorschlag präsentiert, weiß man nie, wie das Publikum reagiert, egal wie sehr man sich vom Videospiel-Publisher bestätigt fühlt. Und in einem so wettbewerbsintensiven Umfeld wie der Gamescom stellt sich immer die Frage, wie die Öffentlichkeit reagieren wird“, erklärt der Game Director.
An den Warteschlangen, die sich ständig um die drei Bildschirme bilden, auf denen man Denshattack! ausprobieren kann, erkennt man sofort, dass es ein Hit ist. Doch womit dieser erfahrene Entwickler und sein Team vielleicht nicht gerechnet haben, ist die Wirkung, die der Titel bei Medien und Content-Erstellern auf der ganzen Welt hat. Denshattack! wurde während der Eröffnungszeremonie der Gamescom angekündigt, die von über einer Million Zuschauern gleichzeitig verfolgt wurde, und stand gemeinsam mit Giganten der digitalen Unterhaltung wie Resident Evil und Call of Duty im Rampenlicht. Und obwohl es eine viel bescheidenere Produktion ist, konnte es dank eines lebendigen Trailers, der sein verrücktes Angebot in seiner ganzen Pracht präsentiert, hervorstechen. Das Spiel, das im Frühjahr nächsten Jahres erscheinen soll, ist das Ergebnis eines merkwürdigen Genre-Mixes, aber vor allem ist es eine Liebeserklärung an das legendäre japanische Eisenbahnnetz und die Kultur dieses Landes.
Das Spiel spielt in einer dystopischen Welt und kombiniert japanische Eisenbahnkultur mit Extremsportarten.„Seit meinen ersten Reisen nach Japan Ende der 1990er Jahre war es eine meiner Obsessionen, mit dem Zug durch das Land zu reisen“, sagt Jaumandreu. Das wird deutlich, sobald man entdeckt, dass die Spielkarte auf dem realen Eisenbahnnetz basiert und dass man beim Durchlaufen der hektischen Levels tatsächlich jeden Winkel Japans bereist, von den ländlichen Gebieten Kiu-Shius bis zu den schneebedeckten Bergen Hokkaidos, ganz zu schweigen von den über das ganze Land verstreuten Burgen und den großen Metropolen wie Tokio und Osaka.

Bild aus dem Videospiel „Denshattack!“, das voraussichtlich im Frühjahr 2026 erscheinen wird.
Auch die Handlung besticht durch ihre Originalität: In einer Welt nach einer Klimakatastrophe ist Japans Nahverkehrsnetz verlassen und von städtischen Gangs besetzt, die gegeneinander antreten und gleichzeitig größere Feinde bekämpfen. „Ziel ist es, das Land von Bahnhof zu Bahnhof zu bereisen, ohne zu entgleisen“, erklärt Produzent Àngel Beltrán. Er betont jedoch, dass es noch einen weiteren wichtigen Faktor gibt: „Es reicht nicht, einfach das Ende jedes Levels zu erreichen; man muss es mit Stil tun.“ Genau dieser Twist macht Denshattack! von einem der in Japan so beliebten Zugsimulatoren zu einem verrückten Arcade-Spiel, in dem die Waggons wie Skateboards mit voller Geschwindigkeit über die Gleise gleiten und dabei Tricks in der Luft vollführen.
Undercoders, das in Barcelona ansässige Entwicklerstudio hinter diesem ungewöhnlichen Videospiel, wurde 2005 gegründet und ist seitdem eine tragende Säule der unabhängigen Entwicklerszene in Katalonien. Das von Jaumandreu selbst gegründete Studio veröffentlicht seit zwei Jahrzehnten Spiele, die traditionelle Genres mit einem kritischen und humorvollen Twist hinterfragen. Zu seinen zahlreichen Titeln gehören Conga Master (2017), das tatsächlich auf diesem beliebten Tanz basiert; SuperEpic (2020), ein Abenteuer, in dem ein Waschbär und ein Lama gegen die großen – und perversen – Handyspielkonzerne antreten; und Treasures of the Aegean (2021), ein Erkundungsspiel, das inmitten der Überreste der minoischen Zivilisation spielt. In all dieser Zeit hat keine Produktion dieses Unternehmens es geschafft, eine solche Aufmerksamkeit zu erregen, und so ist diese begeisterte Aufnahme eine Erleichterung für das Team von etwa zehn Fachleuten, die dieses neue Projekt in den letzten zwei Jahren zum Leben erweckt haben.
Der Titel sorgte nicht nur für Warteschlangen auf der Messe, sondern fand auch bei Medien und Content-Erstellern auf der ganzen Welt Anklang.
Teil des „Denshattack!“-Teams auf der Gamescom 2025 in Köln
Trotz des plötzlichen Erfolgs ist sich Jaumandreu der komplizierten Situation der Branche bewusst. „Es herrscht eine gewisse Unsicherheit, denn die hier anwesenden Entwickler sind offensichtlich diejenigen, die noch aktiv sind, nachdem viele Unternehmen geschlossen haben“, kommentiert er. „Jeder brennt darauf, der Nächste zu sein, und trotzdem ist die Indie-Zone dieses Jahr noch größer als bei den vorherigen Ausgaben.“
Während dieser Messetage beobachten David, Àngel und der Rest des Teams abwechselnd die Besucher beim Spielen ihres Videospiels und machen sich Notizen zu Elementen, die vor der Veröffentlichung verbessert werden müssen. Ihr nächster Stopp ist in einem Monat, wenn sie Denshattack! auf der Tokyo Game Show einem wichtigen Publikum wie Japan präsentieren. Letztendlich ist dies eines der einzigartigen Merkmale des interaktiven Mediums: Die Werke entstehen zu einem großen Teil durch die Erfahrungen der Spieler selbst.
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