CDU-Politiker besucht Apotheke: Problem erkannt – aber noch nicht gebannt


Der CDU-Bundestagsabgeordnete Nicklas Kappe (Mitte) hat mit Apothekerin Karima Ballout (Bottrop) und Niklas Herkenhoff (Marl) über die Lage der Apotheken vor Ort gesprochen. / © AVWL
Der Einladung der beiden Apothekeninhaber Karima Ballout und Niklas Herkenhoff, Vorsitzende der Bezirksgruppen Bottrop und Recklinghausen im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL), ist der CDU-Abgeordnete Nicklas Kappe gern gefolgt.
Seit 20 Jahren sei das staatlich reglementierte Honorar, das die Apotheken pro abgegebener Arzneimittelpackung erhalten, nicht mehr nennenswert angehoben worden. Zugleich seien die Personalkosten um 75 Prozent gestiegen und die Sachkosten um 41 Prozent. »Mittlerweile sind zehn Prozent der Apotheken defizitär und weitere 25 Prozent sind wirtschaftlich stark gefährdet«, erklärt Apotheker Herkenhoff dem CDU-Abgeordneten.
Bundesweit seien in den vergangenen drei Jahren 1500 Apotheken geschlossen worden und der Schließungstrend beschleunige sich. Dies entspreche annähernd der Gesamtzahl der Apotheken in Westfalen-Lippe.
Der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD widmet einen ganzen Abschnitt den Apotheken und führt eine Reihe von Maßnahmen auf, um sie zu stabilisieren. »Wir haben mit dem Koalitionsvertrag gute Grundlagen
verankert, damit unsere Apotheken vor Ort – wie wir sie brauchen – erhalten und gestärkt werden«, sagt CDU-Politiker Kappe.
Eine der laut Koalitionsvertrag geplanten Maßnahmen ist die Anhebung des Packungshonorars um 1,15 Euro. »Wir brauchen diese Erhöhung nun so schnell wie möglich«, mahnt Ballout, »sonst sterben in den kommenden Monaten bundesweit Hunderte weitere Apotheken.« Die neue Koalition habe verstanden, wo die Probleme liegen, so Ballout. »Jetzt ist wichtig, dass all diese Ideen nun rasch umgesetzt werden.«
Bei einem Rundgang durch die Bottroper Post-Apotheke im Kaufland erläutern die zwei Apotheker dem CDU-Politiker, dass die Apotheken vor Ort viel mehr leisten als nur Arzneimittel abzugeben. Sie fertigen individuell Arzneimittel an und bieten Blutdruckmessungen sowie ausführliche Medikationschecks und –beratungen.
»Das Ergebnis einer solchen Beratung ist oftmals, dass wir in Absprache mit den Ärzten zu dem Schluss kommen, dass ein Patient, der gleich mehrere Präparate einnehmen muss, eigentlich mit weniger Tabletten auskommen könnte«, so Herkenhoff. »Der Patient fühlt sich besser, die Ärzte müssen weniger verschreiben und die Krankenversicherung spart Geld.«
Letzteres sei auch der Fall, wenn die Apotheken durch eine gute Therapiebegleitung einen Krankenhausaufenthalt oder eine frühzeitige Einweisung in ein Pflegeheim verhindern könnten, ergänzt Ballout.
»Wir stehen auch bereit, dieses Potenzial der Apotheken weiter zu entwickeln«, fügt Ballout hinzu. »So können wir in Zeiten des demografischen Wandels die Versorgung der Patienten sichern und verbessern – und zugleich wirtschaftlicher gestalten.«

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